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Naturns – Stettiner Hütte |
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Halb Sechs. Die
Alarmfunktion meines Handys lässt den großen Tag beginnen. Yeah,
heute ist es so weit, endlich nehmen wir den Pass der Pässe in Angriff.
Doch vor der Gipfelfreude liegt die Schinderei: Einen so langen Uphill
wie die 2.300-Höhenmeter-Strecke von Naturns aufs Eisjöchl habe
ich noch nie bewältigt (findet man auch nicht so schnell!) Eine Etappe
der Superlative also: Auf dem Programm steht der höchste Pass meiner
und unserer Transalp-Historie (2.908 m), der, wie gesagt, längste
Aufstieg, und die kürzeste Tageskilometerzahl (28). Entsprechend froh bin ich, als wir um kurz vor sieben, endlich, im Sattel
sitzen und den Hammeranstieg angehen können. Durch das Schnalstal
hindurch läuft es auf der kaum befahrenen Asphaltstraße echt gut.
Ich kurbele in flottem, aber bedachtem Rhythmus höher und höher,
riskiere einen Blick aufs Schloss Juval, wo Bergsteigerlegende
Reinhold Messner wohnt und staune über die schroffen Felsen, die
schon hier unten als Ausläufer der Texelgruppe zu sehen sind. Am Eishof (2.071 m) treffe ich Matthias wieder. Hier gibt es erst mal eine deftige Brotzeit. Wir sind super drauf: In Sachen Zeitplan ist alles im Lack, der Eishof ist eine schön-urige Alm, wir können mit einem netten Biker plaudern, der gerade vom Joch herabkommt, und haben außerdem eine gleich doppelt schöne Aussicht: Erstens auf die nahen Gletscher und zweitens auf die rattenscharfe Blondine am Nachbartisch, die sogar auf 2.000 Metern Höhe einen Tanga trägt. Begleitet von den begeisterten Blicken und besten Wünschen einer größeren Wandergruppe schwingen wir uns um 12 Uhr wieder in den Sattel. Der Weg wird nun immer hochalpiner. Stufen, Steine und erste Serpentinen wechseln sich ab. Bald können wir nur noch schieben. Was aber gar nichts macht, denn die Umgebung ist einfach grandios: Graue Gletscher, karge Bergspitzen, plätschernde Bäche - die Welt ist schön. Ein italienischer Wanderer staunt darüber, dass hier oben wirklich Verrückte wie wir mit dem Bike unterwegs sind und fragt mich interessiert über meine Ausrüstung aus. Auch als ich
schon 2.000 Höhenmeter auf dem Zähler stehen habe, geht es mir
immer noch gut. Um einem weiteren Hungerast vorzubeugen, werfe ich ein
Powergel ein. Irgendwann treffen wir auf das erste Schneefeld,
dann auf eine meterhohe Felsstufe. Wir merken schon: Weit kann es nicht
mehr sein. Ich bleibe erst mal unten stehen und fotografiere, während
Matthias voranklettert. Als er den höchsten Punkt der Stufe erreicht
hat, ruft er nach unten: "Willst mal was wirklich geiles sehen?" - "Haben
wir es geschafft?" - "Ja, dort ist die Hütte!" Hochmotiviert klettere
auch ich nach oben. Geschafft! Es ist 14 Uhr, weiter hoch führt der
Weg nicht. Unter uns ein kleiner Talkessel
und an dessen Ende die idyllische Stettiner Hütte (2.875 m). Den Nachmittag verbringen wir auf der Hütte (ich belohne mich erst
mal mit einem Weißbier) und machen eine kleine Wanderung durch die Umgebung.
Als wir beim Abendessen sitzen, lässt sich schließlich auch das angekündigte
Gewitter blicken. Nun gut, das hätten wir auch noch geschafft, wenn
wir am Morgen später gestartet wären. Aber was soll's, wie wir
an diesem Tag gehandelt haben, war die einzig sinnvolle und sichere Vorgehensweise.
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